Wingsufen - das Ende der Rivalitäten zwischen Windsurfern und Kitesurfern?

Wingsurfen als verbindendes Element zwischen Kite- und Windsurfern - wird das Kriegsbeil nun begraben?


Windsurfen vs. Kitesurfen - wer gewinnt?

Der Streit darum, welche der beiden Wassersportarten nun die rasantere, coolere, bessere, anspruchsvollere oder spannendere ist - er ist so alt wie das Kitesurfen. Ebenso wie zwischen Snowboardern und Skifahrern gibt es mehr oder weniger erbitterte Grabenkämpfe und Vorurteile, die teils eine spielerische, teils eine ernstere Dimension haben.
 

Vorurteile gegenüber Windsurfern

So steht das Windsurfen teilweise im Ruf, ein "Alt-Herrn-Sport" zu sein, der mit immer aufwändigerem, technischeren und teuren Material versucht, einen langsamen Fortschritt mit Geld auszugleichen. "Was, du surfst schon seit 3 Jahren und springst immer noch nicht? Was macht ihr denn da für Tricks? Nur hin- und herfahren?" Solche Fragen von Kitesurfern zeugen von einem zumindest teilweise verbreiteten Unverständnis für den Nachbarsport. Langweilig finden Kitesurfer auch die vergleichsweise geringeren Geschwindigkeiten und die Möglichkeiten für rasante Manöver. Für Kitesurfer ist das Kitesurfen kein neuer Sport, der neben dem Windsurfen existiert, sondern der Wassersport, der das veraltete Windsurfen ersetzt.
 

Vorurteile gegenüber Kitesurfern

Wenn eine "neue" Sportart wie das Kitesufen an den Stränden und Seen in räumliche Konkurrenz zum bereits seit Jahrzehnten etablierten und bestehenden Windsurfen tritt, dann sind Rivalitäten vorprogrammiert: Kitesurfer sollen Rücksicht nehmen und Platz machen, sich eine eigene Ecke suchen wo sie keine Windsurfer stören. Man beruft sich auf das Gewohnheitsrecht, und so kann sich der eine oder andere Kitesurfer schonmal herausgefordert fühlen und die "alten Herren" in ihre Schranken weisen wollen. Konflikte sind hier also vorprogrammiert, gerade wenn der Wind gut ist und die Strände voll. "Da sollen die jungen Hippies Respekt vor dem Alter wahren und erstmal ihre albernen Hosen von den Neoprenanzügen streifen".
 

Besondere Problematik: Wie verhalten sich Kiter und Windsurfer typischerweise?

Die Vorfahrtsregeln im Wassersport sind eindeutig und nicht diskutabel. Aber dennoch: Ein Kitesurfer, der noch nie gewindsurft hat, kann typische Manöver und Kurse am Wind, Möglichkeiten des Höhelaufens und mehr sicherlich schlechter einschätzen und ärgert ich über unerwartete Manöver der Windsurf-Kollegen. Ebenso kann ein Nicht-Kitesurfender Windsurfer nur schlecht einschätzen, in welchem Winkel die Lines eines Kite stehen und welche Manöver und Richtungen ein Kitesurfer einschlägt. Das fehlende Wissen über die jeweils andere Sportart trägt natürlich zu Irritationen bei.
 

Ist das Loch für das Kriegsbeil schon gegraben?

Mit dem Foilsurfen ist auch das Wingsurfen wieder auf dem Vormarsch, das Elemente von Kitesurfen und Windsurfen vereint: Statt einer Kite Bar hält man einen Gabelbaum oder Handgriffe an einer Mittelstrut. Statt einem entfernen Vortriebsmittel, das man mit Seilen indirekt lenkt, hält man wie beim Windsurfen das Segel nahe am Körper und steuert direkt. Wie beim Kitesurfen hat auch ein Wing eine aufblasbare Leading Edge, so dass Kitesurfer von den Erfahrungen bei der Steuerung eines Kite profitieren. Was ist denn das Wingsurfen nun, eine Variation des Kitesurfens oder des Windsurfens? Diese Frage ist Auslegungssache, aber Fakt ist, dass wir hier einen Mix haben, der alle bestehenden Surfsportarten vereint und um eine Variation bereichert. Hier bietet sich eine exzellente Möglichkeit, die Ressentiments und Vorurteile abzubauen, miteinander in Kontakt zu kommen und auf die Gemeinsamkeiten zu schauen. So hat das Wingsurfen auch aus soziologischer Sicht das Potential, dass das "Kriegsbeil" am Strand nun begraben wird. Schon im Sommer 2019 kommen die ersten serienreifen Wings auf den Markt, darunter der Duotone Foil Wing und der Naish Wing Surfer. Spätestens dann wird sich zeigen, welches Schlichtungspotential das Wingsurfen tatsächlich hat...